Marktberichte

KUPFER

Aktualisierung: 17.04.2025


Kurse vom 16.04.25: 

High  $     9.217,00 Low  $     9.029,00 Close  $         9.182,00  

Resistance  $     9.282,00 Support  $     8.105,00  


Handelskonflikt überschattet den Markt

Der Handelsstreit zwischen den USA und China bestimmt zunehmend das Geschehen am Kupfermarkt. Während angebotsbedingte Kursspitzen mittlerweile als temporär gelten, könnten die Auswirkungen auf die Nachfrage deutlich nachhaltiger sein.


USA: Kupferlobby setzt auf Exportbeschränkungen statt Importzölle

Im Zuge der Auseinandersetzung mit China verschärft sich auch die Debatte in den USA: Nach einer Executive Order von Präsident Trump zur Prüfung möglicher Kupferzölle spricht sich die US-Industrie geschlossen für einen anderen Weg aus – statt Importzöllen sollen Exportbeschränkungen die heimische Industrie stärken.

Große Akteure wie Rio Tinto, Southwire oder Trafigura fordern ein Verbot der Ausfuhr von Kupferkonzentrat und -schrott. Im vergangenen Jahr exportierten die USA rund 600.000 t Kupferschrott – etwa die Jahresproduktion einer großen Mine. Über die Hälfte davon ging nach China. Gleichzeitig fehlen in den USA ausreichende Kapazitäten zur Weiterverarbeitung des eigenen Konzentrats.

Die Vorschläge polarisieren: Während der Verband der Recycler (Recycled Materials Association) vor negativen Folgen für die Exportwirtschaft warnt, sehen andere in Exportbeschränkungen einen Hebel zur Reindustrialisierung der US-Schmelzindustrie.

Einigkeit herrscht in der Branche immerhin in einem Punkt: Ein ausgewogener Maßnahmenmix – bestehend aus Exportkontrollen, Investitionsanreizen und regulatorischer Entlastung – wäre langfristig sinnvoller als isolierte Importzölle. Ob die Regierung diesen Weg einschlägt, bleibt offen. 


China: Strategischer Gegenkurs mit Langfristperspektive

Während in den USA hitzig debattiert wird, reagiert China mit strategischer Gelassenheit. Die deutliche Erhöhung der US-Zölle auf bis zu 145 % stellt Peking vor Herausforderungen. Statt symbolischer Gegenmaßnahmen setzt die chinesische Regierung auf eine umfassende wirtschaftliche Neuausrichtung. Neben öffentlichen Appellen zu mehr gegenseitigem Respekt treibt China die Diversifizierung seiner Handelsbeziehungen, den Ausbau des Binnenkonsums und Investitionen in Zukunftstechnologien konsequent voran.

Trotz der Belastungen zeigt sich Chinas Exportwirtschaft widerstandsfähig – vor allem durch steigende Lieferungen nach Afrika und Lateinamerika. Die Ausfuhren in die USA entwickelten sich hingegen unterdurchschnittlich, was auf eine aktive Entkopplung vom US-Markt hindeutet. Der hohe Handelsüberschuss beruht zunehmend auf sinkenden Rohstoffimporten, vor allem bei Energie und Erz – ein Trend, der die Nettoexportquote weiter stärkt.

Der Kupfermarkt bleibt indes zweigeteilt: Einerseits steigen die Importe von Erz und Konzentrat wieder, was den Hütten kurzfristig Luft verschafft. Andererseits bleiben Versorgungslage und Schmelzaktivität volatil – im März gingen die Schmelzaktivitäten spürbar zurück, wohl wegen knapper Konzentratverfügbarkeit. Sollten die USA Exportbeschränkungen tatsächlich umsetzen, könnte sich die Lage weiter verschärfen.

Chinas Antwort wirkt doppelt klug: Mit gezielten Impulsen für strategische Sektoren – etwa Elektromobilität und zollfreie Einzelhandelszonen – und einem forcierten Ausbau des Binnenmarkts wird ein neues Wachstumsmodell etabliert. Parallel steigt Chinas Bedeutung als Hightech- und KI-Standort – was nicht nur Investoren anzieht, sondern auch die Kupfernachfrage durch digitale Infrastruktur zusätzlich ankurbelt.

Fazit: China begegnet der US-Protektionismus mit einem langfristigen Plan, der auf Resilienz, Innovation und neue Märkte setzt. Für den Kupfermarkt bedeutet das: kurzfristige Schwankungen – aber mittelfristig strukturelle Nachfrageimpulse.  


Rohstoffkonkurrenz verschärft sich: Der Kampf um Erze und Schrotte

Die globalen Spannungen rund um den Kupfermarkt führen zu einer wachsenden Konkurrenz um knappe Ressourcen. Vor allem der US-Vorstoß, Exportbeschränkungen für Kupferschrott und -konzentrat zu prüfen, könnte den Wettbewerb um verfügbare Mengen massiv verschärfen. Schrott wird damit zunehmend zu einem strategischen Rohstoff – nicht nur für Recycler, sondern auch für Staaten, die ihre industrielle Basis absichern wollen.

Die USA wollen verhindern, dass wertvolle Rohstoffe das Land verlassen, während die eigene Verarbeitung nicht ausgelastet ist. China hingegen setzt auf den globalen Zugang zu Rohstoffen und investiert gezielt in Recyclingkapazitäten und Auslandsbeteiligungen an Minenprojekten. Diese entgegengesetzten Strategien verdeutlichen: Kupfer – ob als Erz oder als Schrott – wird zunehmend geopolitisch aufgeladen.

Für den Weltmarkt bedeutet das: Verschärfter Wettbewerb, potenzielle Verwerfungen in den Lieferketten – und mittelfristig ein steigender Druck auf Recycling- und Verarbeitungsinfrastrukturen weltweit.


Marktentwicklung und Ausblick

Nach einer kurzen Erholung war Kupfer gestern unter Druck und handelt zeitweise fast bei $9.000. Mittlerweile erholt sich der Markt. Kupfer bewegt sich bei rund $9.200 je Tonne. Unterstützung bieten erfreuliche Konjunkturdaten aus China:

• BIP-Wachstum Q1 2025: +5,4 % (4Q2024: +5,4 %)

• Anlageinvestitionen: +4,2 % (Feb.: +4,1 %)

• Industrieproduktion: +7,7 % (Feb.: +5,9 %)

• Einzelhandelsumsätze: +5,9 % (Feb.: +4,0 %)

Trotz dieser positiven Signale senkte JP Morgan seine Wachstumsprognosen für China deutlich. Nach +5,4 % im ersten Quartal werden für die Folgequartale nur noch +4,7 % (Q2), +4,0 % (Q3) und +2,6 % (Q4) erwartet – zu wenig, um das Regierungsziel von +5,0 % für 2025 zu erreichen.

Auch die Preisprognose für Kupfer wurde entsprechend nach unten angepasst: JP Morgan erwartet nun für 2025 einen Durchschnittspreis von nur noch $8.300 je Tonne. Ein Rohstoffanalyst der ANZ Bank sagte, dass er einen Rückgang der Kupfernachfrage um 5-10% erwartet, wenn das weltweite Wachstum wegen der Zollverwerfungen unter 3% fallen sollte.

Kupfer (in US Dollar/Tonne)

EURO/DOLLAR

Kurse vom 16.04.25: 

High 1,1412 Low 1,1279  

Resistance 1,1200 Support 1,0176  


Dollar unter Druck – EZB im Fokus

Das Vertrauen in die wirtschaftspolitische Führung der USA bröckelt. Die Zeiten des „US-Exceptionalism“, als Amerika ein Sonderstatus beim Wachstum zugestanden wurde, scheinen vorüber. Mittlerweile rechnet der Markt eher mit einer Abschwächung des US-Wachstums. Das schlägt sich auch in den Kapitalströmen nieder: US-Aktien werden gemieden, und US-Staatsanleihen verzeichnen hohe Abflüsse. Die Folge: fallende Kurse und steigende Renditen am Anleihenmarkt.


Der Vertrauensverlust zeigt sich auch am Devisenmarkt. Der US-Dollar musste zuletzt kräftig Federn lassen. Seit dem Liberation Day am 2. April konnte der Euro gegenüber dem Dollar rund 6% zulegen. Einige Marktteilnehmer halten eine weitere Dollar-Schwäche für wahrscheinlich.


In diesem Umfeld trifft die EZB heute ihre Zinsentscheidung – zum siebten Mal in Folge könnte sie die Leitzinsen senken. Seit Juni 2024 wurde der Einlagesatz sukzessive reduziert, aktuell steht er bei 2,5%. Erwartet wird ein weiterer Schritt auf 2,25%. Rückenwind erhält die EZB von der geopolitischen Lage: Der eskalierende Handelsstreit mit China dürfte zu einem verstärkten Import günstiger Waren führen – mit dämpfender Wirkung auf die Inflation.

Mehr Spannung als die Entscheidung selbst verspricht allerdings die anschließende Pressekonferenz. Wie positioniert sich die EZB zur US-Wirtschaftspolitik?


Erst gestern sorgte Fed-Chef Jerome Powell für Aufsehen. Vor Publikum erklärte er, dass die US-Wirtschaft derzeit zwar solide sei, jedoch erste Anzeichen einer Wachstumsverlangsamung erkennbar würden. Vor allem die jüngsten Zollmaßnahmen, so Powell, dürften sowohl Inflation als auch Arbeitslosigkeit steigen lassen. Das stellt eine bemerkenswerte Kursänderung dar – bislang hatte Powell die Auswirkungen der US-Zollpolitik als vorübergehend eingeschätzt. Nun spricht er von strukturellen Veränderungen bei wichtigen Konjunkturindikatoren.

Trotzdem sieht Powell aktuell keinen Handlungsbedarf: Zinssenkungen seien nicht eilig, so sein Fazit. Der Markt zeigt sich allerdings skeptisch und preist weiterhin vier bis fünf Zinsschritte bis Jahresende ein.


US-Konjunkturdaten blieben gestern weitgehend unbeachtet. Während Stimmungsindikatoren weiter nachgeben, halten sich die „harten“ Zahlen stabil – im Einklang mit Powells Analyse. Der US-Einzelhandel legte überraschend zu, die Industrieproduktion gab leicht nach, wurde im Vormonat jedoch nach oben revidiert.

EZB-Fixing (14:15 Uhr) (Dollar/Euro)